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1292. (September 8.) (Grüssau) o. T.

In ipso fundationis nostre claustro scil. in gracia S. Marie virginis. Bolko, Herzog von Schlesien, stiftet zum Seelenheile seiner Gemahlin Beatrix und seiner Vorfahren an dem Orte Grisowe (Grüssau) genannt ein Kloster Cisterzienserordens ejusdem nostre plantacionis filiacionem domui fratrum Henrichow attribuentes, das nunmehr Mariengnade genannt werden soll, und dotirt es mit folgenden Gütern: Grisow (Grüssau) mit 200 grossen Hufen im Umkreise und 3 dazu gehörenden Dörfern Gurtilersdorf (Görtelsdorf) mit 2 1/2 Mk. Silber Zins, Heinrichisdorf (Klein-Hennersdorf) und Hermannisdorf (Grüssauisch Hermsdorf), ferner die neue Stadt Lubavia (Liebau), welche gleiche Rechte haben soll wie die andern fürstlichen Städte, mit den ihr verbundenen Dörfern Blaseisdorf (Blasdorf bei Schömberg) und Kazbach (Kratzbach), welche beide jährlich 6 Mk. Zinsen, ferner Kunigishain (Königshain in Böhmen), Stubin (Stuben in Böhmen), Diterichisdorf (Grüssauisch Dittersbach), Lindinowe (Lindenau), Grunow (Grunau dicht bei Liebau) und Blaseisdorf circa Janisbach (Nieder-Blasdorf bei Landshut), welche mit Liebau zusammen 5 Mk. Silber zinsen werden, ferner Sorotindorf oder Phafindorf (Pfaffendorf) mit seinem Walde, Cydir (Zieder), welches 5 Mk. Silber zinst, allodiis tamen ex parte civitatis Landishute sibi appositis e vicino exceptis, Alles mit dem üblichen Zubehör und unter Befreiung von allen Lasten und Diensten, auch mit der vollen Gerichtsbarkeit für das Stift, deren Sitz Liebau sein soll. Von neu anzulegenden Dörfern soll das Stift jährlich Zins erhalten 10 Mk. und desgleichen 6 1/2 Vierdung Silber in Wirkanisdorf (Würgsdorf), vom Steinberge bei Vriburch (Freiburg) 13 Mk. Silber, welchen Steinberg nämlich die Mönche im Verein mit den herzoglichen Beamten um den erwähnten Zins oder einen höheren vermiethen sollen, (1299 wenigstens in Grüssau No. 21 mit dem Zusätze: nullus eciam nostrorum vel nostrorum officialium porcionem aliquam in dicto monte sibi usurpare modo quocumque presumat, und in beiden Exemplaren von 1299 noch die Zusicherung, dass die Pächter des Steinbruchs mit 2 Wagen zollfrei durch das Land fahren dürfen), ferner Richinowe (Alt-Reichenau) und Qualisdorf (Quolsdorf) mit einem Zinse von 51 Malter Dreikorn (Weizen, Korn und Hafer) und 17 1/4 Mk. Silber, von der villa Gotskalci (Gutschdorf) bei Strigun (Striegau) 16 3/4 Mk. Silber, (1299 nur in 21 - item Ysirsdorf [Eisendorf], circa Moyes [Ober-Mois] cum omnimodo fructu), Bertoldisdorf (Bertholdsdorf) bei Striegau nebst dem Walde und darin 12 Malter 2 Scheffel Dreikorn und 10 1/8 Mk. Silber (mit allem Rechte, wie es Graf Scobezlaus besass [1299, 21, 22], doch ohne die Verpflichtung des Ritterdienstes [1299 nur 21]), ferner bei Reichenbach von Ernsdorf und Neudorf und zwar von den (Zins) Hufen 24 3/8 Mk. von der Ueberschaar (de remanentiis) 2 5/8 Mk. und 3 Malter 3 Scheffel Dreikorn. Alle die genannten Güter mit Ausnahme von Würgsdorf sollen ewiges Besitzthum des Stiftes bleiben (dies auch 1299 aber nur in 22). Ferner schenkt der Herzog dem Kloster noch folgende Zinsen: in Soboth (Zobten) 3 1/2 Malter Weizen und ebensoviel Hafer (fehlt 1299), in parva Wira (Klein-Wierau) 2 Malter 10 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer, (von 40 Hufen hat der Propst 2, der Lehnmann Berthold 2, der Scholz 2, 34 zinspflichtig, so 1299 No. 21), in Gross Wierau 2 Malter 3 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer (40 Hufen, von denen der Pfarrer 2 hat, der Schulze 6, Ebirlin eine, Gertrudis eine, Richwin 2 und 28 Zinshufen, so 1299 No. 21), in Tampadil (Tampadel) 5 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer, in Sifridow (Seiferdau) 2 Malter 3 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer, in Caldinburne (Kaltenbrunn) 3 Malter 7 Scheffel Weizen und ebensoviel Hafer (50 Hufen, von denen der Pfarrer 2 hat, der Schulze 4, der Propst eine und 43 Zinshufen, so 1299 No. 21), in Bela (Bielau) 2 Malter 3 Scheffel Weizen und Hafer (30 Hufen, von denen der Schulz 3 hat und 27 Zinshufen, so 1299 No. 21), ferner in dem erwähnten Bertholdsdorf bei Striegau 6 Malter Gerste, (in abbatia circa Gork [Gorkau am Zobten] de scultetis ad hoc specificatis 36 maldratas ordei), in Grodis bei Schweidnitz (Gräditz) 2 Malter Gerste, in Pfaffendorf 2 Malter 10 Scheffel; alle diese Getreidezinsen (in 1299 No. 22 hier der Zusatz Grodis seil, et in Phaffindorf omni exactione submota) müssen die Zinspflichtigen an bestimmten Terminen mit eignem Gespann in den Speicher des Klosters bringen. Ausserdem erhält das Kloster noch die Wein- und Hopfengärten in Lenberk (Löwenberg) mit einigen von Alters her damit verbundenen Aeckern und Wiesen, sowie einen Hopfengarten bei Hayn (Bolkenhain), in villa que dicitur Pomerium (Baumgarten), ferner 5 Fleischbänke, je eine in Landshut, Bolkenhain, Yavor (Jauer) und zwei in Striegau mit einem Zinse von 40 Stein Unschlitt, frei von allen staatlichen Lasten; zugleich werden alle sonstigen Freiheiten der Cistercienserklöster verliehen, auch das ut diverse artes (fabrilis, pistrina, texorina, sutorina videl. et sartorina 1299 No. 22) in omnibus et singulis officinis ejusdem nostre fundacionis (inibi ad hoc deputatis seu consuetis 1299 No. 22) licite ac inturbate omne per evum exerceantur fratresque universi domino deo servientes ibidem ac servituri plenum jus secundum quod ubique in suo ordine hactenus fieri consuevit libere habeant et quiete, ipsa videlicet quelibet sua opera vendendi integraliter seu particulariter tam in ipso claustro quam intra omnes dominii nostri terminos.

Z.: Bisch. Joh. v. Breslau und die herzogl. Barone Bernard de Strel, Witigo v. Kittlitz, Reinko v. Liebenthal, Ulrich v. Lüben, Otto de Zoblus, Peter und Frisko Gebr. genannt von Landskron, Apezko v. Silitz Kast. in Striegau, Reinsko Kast. in Hornsberk (Hornschloss), ausgef. durch den Protonotar Joh.


Orig. mit dem wohlerhalteuen grossen Fusssiegel Herzog Bolkos an dunkelrothen Seidenschnüren (mit Adlerschildrücksiegel) im Bresl. Staatsarchive Grüssau 14. Ausserdem besitzt aber das Bresl. Staatsarchiv unter Grüssau 13 noch eine zweite Ausfertigung, geschrieben mit etwas schwärzerer Dinte, aber sonst anscheinend von derselben Hand wie jene, aber doch schlechter trotz der hier mehr geschnörkelten Initialen. Diese zweite Ausfertigung enthält als Zusätze die beiden in vorstehendem Auszuge kursiv gedruckten Passus, während dagegen der Zins in Tampadel ausgeblieben ist. Ausserdem nennt sie als Mitsiegler neben dem Aussteller noch dessen Bruder, den Herzog Heinrich V. von Breslau und Lieguitz, und fährt bei Acta sunt etc. fort: presente venerabili patre domino Johanne sancte sedis Wratislav. episcopo qui duobus diebus ibidem videl. in vigil. nativ. gloriose virg. Marie et ipso die manum benedictionis ad consecrationem ecclesie et majoris altaris misit, huic etiam nostre descriptioni ac ordinationi sigillum suum apponens ad majus robur omnium premissorum. An dieser Urkunde hängen nun auch folgende drei Siegel: 1. des Herzogs Heinrich, 2. das Schildsiegel Herzog Bolkos, also ein andres wie das an der ersteren Ausfertigung mit Adlerschildrücksiegel, ähnlich aber kleiner als bei Grüssau 14, beide an grünrothweissen gedrehten Seidenfäden, 3. an gelbrothen Seidenfäden das Siegel Bischof Johanns. Schon diese 3 unzweifelhaft echten und auch in der Art der Befestigung unverdächtigen Siegel hindern uns diese 2. Ausfertigung für eine Fälschung zu erklären. Abdrücke (keiner aus dem Orig.) bei Jongelinus notitia abb. Cisterc. ord. lib. V. p. 60, Sommersberg Ss. rer. Siles. I. 857 und bei Heyne, geschichtl. Notizen über Grüssau (Liegnitz 1835) Beil. A. p. 17-19. Von diesen haben Heyne die erstgenannte Ausfertigung ohne die erwähnten Zusätze (Grüssau 14), Sommersberg und Jongelin die andere. Hier finden sich dann auch die Zusätze der unten anzuführenden Bestätigung von 1299 o. T. und der von dieser Urk. im Bresl. Staatsarch. erhaltenen beiden Originalausfertigungen Grüssau 21, 22 angeführt. Ueber die Siegel vgl. Pfotenhauer S. 7.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.